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Fünf Routinen, um Cloud-Kostenexplosionen zu vermeiden

Verwaiste Volumes, vergessene Logs, veraltete Cluster-Versionen – Cloud-Kostenfallen wirken banal, können aber Budgets sprengen. Diese fünf Routinen verhindern, dass aus Kleinigkeiten große Rechnungen werden.

Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht die Gefahr: Ein schlank konzipiertes Demo-Projekt, das in einem Kubernetes-Cluster betrieben wurde, war die meiste Zeit inaktiv. Einige Monate später stellten wir fest, dass die Kosten für das Cluster um ein Vielfaches gestiegen waren, obwohl sich der Workload nicht verändert hatte. Die Ursache war ebenso simpel wie ihre Behebung: eine veraltete Cluster-Version. Da das Plugin im Tagesgeschäft selten genutzt wurde, fehlten feste Wartungsprozesse und automatisierte Benachrichtigungen für Kosten und Updates. Ein einfaches Anbieter-Update genügte, um die Ausgaben zu senken – ein technisch unkomplizierter, aber strategisch lehrreicher Vorgang.

Dieses Szenario ist kein Einzelfall. In unserer Beratungspraxis beobachten wir immer wieder, wie Unternehmen in ähnliche Cloud-Kostenfallen tappen. Das Management konzentriert sich bei der Kostenanalyse eher auf greifbare Metriken wie Datenmengen, anstatt die grundlegende "Gesundheit" und Aktualität der Systemlandschaft zu überwachen.

Die Flexibilität der Cloud ist dabei Segen und Fluch zugleich: Preise ändern sich, Supportzyklen drehen sich weiter. Bei hoher Auslastung fahren automatische Skalierungssysteme zusätzliche Server hoch, Speicher und Logs wachsen schweigend. Gerade in agilen Teams, die dezentral dezentral arbeiten, wachsen Landschaften organisch – mit all den vergessenen Ecken, die man erst auf der Rechnung wiederentdeckt.

Das Tückische daran ist, dass sich viele Kostentreiber als Banalitäten tarnen. Ein paar verwaiste Volumes, die niemanden stören. Ein Load Balancer, der nach einem Testlauf vergessen wurde. Log-Dateien, die sich ins Unermessliche stapeln, weil eine Lösch-Regel fehlt. Oder - wie im oben genannten Fall - eine veraltete Cluster-Version, die nach einem verpassten Update-Fenster unbemerkt in einen teuren Support-Modus rutscht.

Zusammen machen diese Kleinigkeiten den Unterschied zwischen „Passt schon“ und „Wer hat die Kostenstelle gesprengt?“

Die fünf Kostenretter-Routinen

Die gute Nachricht: Man braucht keine große Cloud-Großreinigung, sondern verlässliche Gewohnheiten. Hier sind fünf Routinen, um die Kostenfallen zu vermeiden:

1. Transparenz

Ohne verlässliche Daten und ein klares Bild bleibt es bei reinem Bauchgefühl. Das effektivste Instrument ist ein zentrales, für alle zugängliches Dashboard. Konzentrieren Sie sich dabei auf das Wesentliche: die Kostenentwicklung pro Team oder Produkt, aufgeschlüsselt nach den Haupttreibern wie Compute, Storage und Netzwerk, ergänzt um einen Forecast für den laufenden Monat. Das Ziel ist nicht, jede Metrik abzubilden, sondern Trends und Anomalien auf einen Blick zu erfassen.

Die technische Voraussetzung dafür ist eine disziplinierte Tagging-Strategie. Jede Ressource muss grundlegende Fragen klar beantworten: Wer ist der Verantwortliche? Zu welcher Umgebung gehört sie? Welche Kostenstelle ist zuständig? Und wie lautet ihr geplanter Lebenszyklus?

2. Reaktionsfähigkeit

Viele Teams richten zwar Budgets, Forecasts und Anomalie-Alerts ein, schicken sie aber in verwaiste Postfächer. Stellen Sie sicher, dass Menschen auf diese Alerts reagieren: In Ticketing und Chat integrieren, Ownership klären, kleine Runbooks hinterlegen. Das reduziert nicht nur Kosten, sondern auch Stress.

3. Leitplanke

Die zentrale Frage für jeden Dienst sollte lauten: „Welches Budget rechtfertigt seinen Nutzen und ab wann ist eine Eskalation erforderlich?“ Der Schlüssel liegt nicht in strikten Verboten, sondern darin, einen attraktiven und sicheren Standardweg – die sogenannte „Paved Road“ – zu schaffen. Wenn der empfohlene Pfad der einfachste ist, weichen Teams nur in gut begründeten Ausnahmefällen davon ab.

Das kann zum Beispiel heißen: Standard-Storage-Klassen mit sinnvollen Lifecycle-Regeln definieren. Quoten für besonders teure Instanztypen einführen. Default-Retention für Logs festsetzen. In Kubernetes: Requests/Limits ernst nehmen, Mindest- und Höchstskalen definieren, Lastszenarien testen.

4. Routine statt Heldentat

Führen Sie ein kurzes wöchentliches Kosten-Review ein, einmal im Monat gehen Sie etwas tiefer. Das reicht oft, um 80 Prozent der Probleme früh zu entdecken. Und: Setzen Sie ein festes Upgrade-Fenster pro Quartal. Verpasste Versionen können schleichend teuer werden. In unserem Demo-Fall war das Update ein Einzeiler – die Rechnung vorher aber ganz schön lang.

5. Aufräumen und Abschalten

Entwicklungs- und Testumgebungen schlafen nachts gut. Verpassen Sie ihren Staging-Ressourcen TTLs, also vordefinierte Lebensdauern. Bereinigen Sie verwaiste Snapshots, Volumes und IPs regelmäßig automatisch. Priorisieren Sie laute Metriken, wählen Sie bewusste Retentions – damit die Überwachung Ihr Team nicht überfordert.

Ist das schon FinOps?

Der Begriff „FinOps“ (kurz für Financial Operations), also das Zusammenspiel von Finanzen und IT-Betrieb in der Cloud, wird gerne zu einer revolutionären Neuerfindung von Unternehmensstruktur erhoben. Im Kern beschreibt er jedoch lediglich eine Kultur, in der Technik-, Entwicklungs- und Finanzteams an einem Strang ziehen, um Cloud-Kosten intelligent zu steuern. Unser Ansatz ist pragmatisch und lässt sich in drei Schritte fassen:

  1. Schaffen Sie Transparenz,
  2. Optimieren Sie systematisch und
  3. Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten.

Wenn Sie die fünf Routinen befolgen, praktizieren Sie FinOps erfolgreicher als viele Unternehmen, die nur mit dem Buzzword werben.

Der Erfolg hängt davon ab, dass alle Beteiligten die Cloud-Nutzung als gemeinsame Aufgabe verstehen – nicht „Kostenpolizei“, sondern als Team, das Geschwindigkeit, Stabilität und Wirtschaftlichkeit kontinuierlich ausbalanciert. Ein interessanter & wertvoller Nebeneffekt: In diesen Gesprächen entstehen meistens bessere und durchdachtere Systemarchitekturen.

Um Cloud-Kostenfallen zu vermeiden, braucht es vor allem Achtsamkeit für die vermeintlich kleinen Dinge. Dazu gehören drei einfache, aber wirkungsvolle Gewohnheiten: ein zentrales Dashboard, das allen Beteiligten Transparenz bietet; Alarme, die zielgerichtet jene erreichen, die handeln können; und ein fester Termin im Kalender für die nüchterne Analyse von Versionen und Kostenanomalien.

Die Cloud ist und bleibt großartig für das, was sie uns ermöglicht – Tempo, Wachstum, Freiheit. Aber Freiheit heißt auch Verantwortung. Wer diese Verantwortung durch einfache Routinen im Alltag verankert, stellt sicher, dass die Chancen der Cloud genutzt werden, ohne für die Risiken teuer zu bezahlen.